Rückblick

Im eingebundenen Video zeigt eine NDR-Doku eindrücklich und hautnah die Ereignisse aus dem Jahr 2015, aus der Notaufnahme St. Georg in Hamburg, die wohl heute bedauerlicherweise noch als top-aktuell eingestuft werden müssen.

Was seit Juli 2016 berichtet wird, ist alarmierend. Dabei lösten Ereignisse in Berlin mit einer Schusswaffe und tödlichem Ausgang für einen Arzt lediglich eine neue Welle der Presse-Aufmerksamkeit aus für ein anhaltendes Phänomen.

Letztes Jahre formulierte der NDR „brutale Übergriffe nehmen zu“. Wie halten Klinken inzwischen dagegen?

Beklagenswerte Ausgangssituation

Patienten greifen Ärzte und Pfleger häufiger als früher an. Wie Medien berichten, bietet ein weißer Kittel im Unterschied zu historisch früheren Zeiten keinen Schutz mehr vor Angriffen durch Patienten oder Angehörige von Patienten.

Im Juli 2016 wird ein ärztlicher Kollege, Spezialist für Tumore im Mund-Rachen-Bereich, der Charité Campus Benjamin Franklin von einem Patienten nieder geschossen und stirbt.

Kliniken stellen zunehmend Sicherheitsleute ein und entfernen alles, was als Wurfgeschosse dienen könnte, so berichtet jüngst die Süddeutsche Zeitung.

Eine Befragung unter Mitarbeitern des Klinikums Nürnberg ergibt, dass 70 Prozent schon einmal Opfer von Attacken geworden seien.

Doch schon im Jahr 2010 erhob die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste in einer Umfrage ein dramatisches Bild. 79 Prozent des Pflegepersonals waren demnach schon einmal Opfer von verbaler Gewalt, 56 Prozent gar von körperlicher. Seitdem habe sich die Lage deutlich verschärft.

Niederschwellige sexuelle Übergriffe auf Schwesterschülerinnen blieben zudem meist im Dunkeln, so Vorstandsmitglied Schuh des Nürnberger Klinkikums.

Nicht nur in den Segeberger Kliniken bilden sich Pflegekräfte in Selbstverteidigungskursen fort und lernen, wie sie sich etwa aus einem Würgegriff befreien können.

Kein deutsches Phänomen

Auch Kliniken in angrenzenden europäischen Staaten bleiben nicht verschont. So heißt es in einer Pressemitteilung des österreichischen Klinikums St. Josef Braunau: „Bedroht, getreten, bespuckt, gekratzt, gebissen, beleidigt, sexuell belästigt: für MitarbeiterInnen im Gesundheitsbereich leider schon beinahe Alltag in unseren Spitälern.“

Lösungen

Abhilfe und Handlungshilfe sollen Leitfäden für Mitarbeiter schaffen, unterschiedlichste Alarmsysteme für schnellere Hilfe, Absperrungen sensibler Bereiche durch Türsicherungen unterstützen die Bemühungen, warnende Plakate, private Sicherheitsdienste in besonders gefährdeten Abteilungen wie Intensivstation und Notaufnahme, Antigewaltprogramme, Projektteams „Gewalt gegen MitarbeiterInnen“ sowie Deeskalationstrainings als unverzichtbare Unterstützung der Mitarbeiter vieler Kliniken.

In der Summe solcher Maßnahmen und mithilfe der Sensibilisierung durch Presse- und Medienarbeit kann einer traurigen Entwicklung gegenüber unseren Helfern hoffentlich wirksame Abhilfe geschaffen werden.

Auf eine Handlungsempfehlung des Caritas – Verbands sei an dieser Stelle noch einmal hingewiesen. Hier der Download-Link: 150804_-_Druckfassung_Broschuere_EmpfehlungPraeventionCaritas_0408151.